Fläschchen

Er war alt und lag bewegungsunfähig zusammengekrümmt auf dem zu kurzen Sofa. Und er sah sehr zerbrechlich aus. Sie stellte sich, mit einer wegwerfenden Geste ihrer linken Hand, rücklings vor Ihn hin und unterbrach damit unseren Blickkontakt.

 

Er hatte sehr inständig flehend zu mir aufgesehen, als ich das Wohnzimmer bei unserer erstmaligen Hausbesichtigung betrat.

 

Ich werde seine Augen in dem kalkweißen Gesicht wohl nie mehr vergessen und wie sie ihren schwarzberockten Hintern langsam, aber stetig vor sein Gesicht schob, als würde eine Mondfinsternis stattfinden. Es hatte etwas Böses, Abfälliges.

Einige Monate später, wir wohnten bereits in dem Haus, fand ich bei der Gartenarbeit diese kleine, nur etwa fünf Zentimeter hohe Flasche. An unzugänglicher Stelle. Sie lag versteckt unter einem Fliederstrauch vergraben und enthielt Reste eines hellen Pulvers. Sofort entstand wieder das Bild von diesem alten, stummen Herrn, mit dem eindringlichen, flehenden Blick vor meinem inneren Auge.

Ich habe damals nachgefragt, was aus ihm geworden ist, aber da war er schon einige Wochen beerdigt...


Nach etlichen Jahren auf dem dunklen Speicher, ist das Fläschchen gerade wieder aufgetaucht. Mitsamt dem innerem Bild.
Nach etlichen Jahren auf dem dunklen Speicher, ist das Fläschchen gerade wieder aufgetaucht. Mitsamt dem innerem Bild.
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